Flicken und Wiederverwerten im historischen Tirol

Flicken und Wiederverwerten im historischen Tirol​

Im Jahr 2014 feierte das Landwirtschaftsmuseum Brunnenburg sein 40jähriges Jubiläum. Seit seinem Gründungsjahr 1974 hat dieses Museum dem Geschick und Können sowie dem Einfallsreichtum der bäuerlichen Welt – insbesondere am Steilhang – sein besonderes Augenmerk geschenkt. Ein wesentlicher Bereich, in dem sich diese Geschicklichkeit und Kreativität seit jeher gezeigt hat, ist jener des Reparierens, des Wiederverwendens und des Umfunktionierens von Gegenständen der Sachkultur, welche geprägt ist von einem überaus umsichtigen Umgang mit den verfügbaren Ressourcen sowie mit für die bäuerliche Welt seltenen und kostbaren Materialien.

Eben diesen Talenten ist die nach wie vor aktuelle digitale Ausstellung www.flick-werk.net gewidmet: jenen des Reparierens, des Wiederverwendens und Umfunktionierens; jedoch nicht nur im bäuerlichen Bereich, sondern übergreifend im gesamtkulturellen: vom Textilwesen über die Ökonomie des Notbehelfs, die Verwertung von Kriegsrelikten aus den zwei Weltkriegen für alltägliche Zwecke bis hin zur Herstellung von Spielzeug.

Wie ähnliche Parallelinitiativen versteht sich auch dieses Projekt als Appell gegen die Wegwerfmentalität unserer Zeit und für Nachhaltigkeit, für den sorgsamen Umgang mit unserer Umwelt und Wertschätzung für unsere Umwelt und ihre Ressourcen – ganz besonders im landwirtschaftlichen Bereich.

Die Ausstellung ist als Kooperationsprojekt konzipiert, an dem das Institut für Europäische Ethnologie/Volkskunde der LFU-Innsbruck und zahlreiche Museen aus dem gesamten historischen Tirol beteiligt sind. Erklärtes Ziel ist die Vernetzung dieser Häuser, ihrer Objekte und den Geschichten, die mit den Objekten verknüpft sind. Der Großteil der Objekte wurde 2014 an ihrem Aufbewahrungsort belassen, jedoch mit der Kernausstellung digital vernetzt. Wie das Motto www.flick-werk.net indiziert, ist es also ein erweiterbares, interaktives Medienprojekt, in das sukzessive neue Entdeckungen, Funde und ihre Geschichten eingebaut werden. Es bietet eine vertiefende und vor allem bleibende Vermittlungsebene.

Zur Umsetzung der Kooperation wurde in vielen regionalen Museen Süd-, Nord- und Osttirols sowie auch im Trentino und angrenzenden Regionen des Veneto eine Objekterhebung und -auswertung unsererseits durchgeführt( siehe dazu die Hinweisschilder in der topographischen Karte).

Durch dieses Projekt möchte das Landwirtschaftsmuseum Brunnenburg und seine Partner eine Lanze brechen für eine Welt, in der bewusster und respektvoller mit ihren Ressourcen und ihren Bewohnern umgegangen wird - für jene "grüne Welt", von der wir alle lernen sollten, "welcher Platz uns zusteht durch unseren Inventionsgeist und unserer wahren Meisterschaft." (E.P., Canto 81) Eine Welt, in der Schwerter zu Pflügen werden und Lanzen zu Sensen. 

Weitere Informationen über Dr. Andreas Rauchegger finden Sie unter www.flick-werk.net 

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